Bürgerversicherung das Ende der privaten Krankenversicherung?

Die Verantwortlichen von SPD, Grünen und Linke fordern bereits seit Jahren eine Bürgerversicherung als Alternative zu GKV und PKV, in der sich alle Bürger einheitlich versichern können. Glaubt man den Experten der jeweiligen Parteien, sind in der privaten Krankenversicherung vor allem Versicherte mit einem überdurchschnittlichen Einkommen, die durch die Einführung einer Bürgerversicherung ihren Beitrag für die deutsche Sozialversicherung leisten könnten. Die Realität zeigt jedoch, dass nur die wenigsten privat Versicherten tatsächlich über überdurchschnittliche Einkommen verfügen.

Private Krankenversicherung nur für Privilegierte?

Die private Krankenversicherung wird bereits seit vielen Jahren als Privileg angesehen, welches nur von Besserverdienenden genutzt werden kann. Nicht nur, dass Versicherte deutlich verbesserte Leistungen in Anspruch nehmen können, sie erhalten diese Leistungen oft sogar zu einem weitaus günstigeren Preis als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Hierin sehen Politiker von SPD und Grünen eine Ungleichbehandlung der Bürger, die es abzuschaffen gilt. Sie fordern daher bei einem Sieg in der kommenden Bundestagswahl die Einführung einer Bürgerversicherung. Hier sollen alle Bürger zu einheitlichen Preisen und Leistungen versichert werden können, wodurch die private Krankenversicherung wohl abgeschafft werden könnte.

Falsche Kennzahlen zugrunde gelegt

Blickt man jedoch hinter die Kulissen der privaten Krankenversicherung, sind die oben genannten Klischees schnell widerlegt. Insgesamt sind in der PKV aktuell 8,9 Millionen Menschen versichert. Viele dieser Versicherte sind aufgrund ihrer Berufsgruppe in der Lage, die private Krankenvollversicherung in Anspruch zu nehmen. Hierzu gehören Selbstständige, Freiberufler und Beamte. Lediglich Arbeitnehmer müssen ein Einkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze von aktuell 50.850 Euro erzielen, um in die PKV wechseln zu können. Zudem gehörten Ende 2010 gut 4,23 Millionen Versicherte dem Beamtenstatus an, mehr als 4,7 Millionen Versicherte waren selbstständig tätig. Damit ist die Tatsache, dass vor allem Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen privat versichert sind, durchaus widerlegbar. Wie der Verband der privaten Krankenversicherung mitteilte, verdient nur jeder siebte Privatversicherte tatsächlich ein Einkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze. Die überwiegende Mehrheit hingegen erzielt deutlich niedrigere Einkommen.

Bürgerversicherung als Alternative zu PKV und GKV nicht ausgereift

Die oben genannten Zahlen sprechen somit durchaus dafür, dass heutige System aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung beizubehalten. Gegen die Einführung einer Bürgerversicherung und der Abschaffung der PKV spricht zudem die Tatsache, dass die private Krankenversicherung mit ihren Altersrückstellungen hohe Rücklagen schaffen konnte, auf die die Versicherten im Alter zurückgreifen können, um ihre KV-Beiträge zu stabilisieren. Die GKV hingegen hat keinerlei Rücklagen, da sie im Umlageverfahren finanziert wird, wodurch Jahr für Jahr neue Defizite entstehen. Hier könnte die gesetzliche Krankenversicherung durchaus von der PKV lernen, denn in der Vergangenheit konnte sich das Kapitaldeckungsverfahren, auch für die Pflegeversicherung, durchsetzen.

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