Private Krankenversicherung: Versicherte meist Geringverdiener

Ein gängiges Vorurteil in der Bevölkerung lautet, dass privat Krankenversicherte zu den Besserverdienern gehören. Eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherung (WIP) hat nun gezeigt, dass nur ein gutes Fünftel der privat Krankenversicherten ein Einkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze erwirtschaftet. Demnach verdienen vier Fünftel weniger als von der Versicherungspflichtgrenze eigentlich verlangt. 80,4 Prozent erwirtschaften demnach ein Einkommen zum Teil weit unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze.

Beamte machen den größten Teil der Versicherten in der PKV aus

Die WIP-Studie widerlegt somit das gängige Vorurteil, dass in der Privaten Krankenversicherung (PKV) nur die Besserverdiener verortet sind. Die Studie zeigt weiter, dass die Beamten den größten Anteil der privat Versicherten ausmachen. Ihr Anteil beträgt 24,7 Prozent und damit rund ein Viertel der Gesamtversicherten innerhalb der PKV.

17,5 Prozent der Versicherten sind Pensionäre, die Freiberufler und Selbstständigen machen mit 15,7 Prozent einen ebenfalls nur geringen Prozentsatz aus. Die Arbeitnehmer selbst, also all jene, die oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze verdienen, sind mit nur 11,6 Prozent demnach deutlich unterrepräsentiert. 30,5 Prozent der in der PKV Versicherten machen Rentner, Studenten und Arbeitslose, Hausfrauen und Kinder sowie andere Nichterwerbstätige aus. Die Zahlen zeigen zudem, dass nur jeder zweite Versicherte in der privaten Krankenversicherung überhaupt erwerbstätig ist.

Überdurchschnittlich hoher Bildungsgrad innerhalb der PKV

Die aktuelle Studie des WIP bestätigt den Versicherten in der PKV aber auch einen überdurchschnittlichen Bildungsgrad. So besitzen 45 Prozent der Versicherten das Abitur, 18,5 Prozent besitzen den mittleren Bildungsabschluss, nur rund jeder zehnte Privat Krankenversicherte besitzt keinen Schulabschluss. Die Studie erfasst auch die Daten des Familienstandes, demnach waren im Betrachtungszeitraum (2008) 66 Prozent verheiratet gewesen. 7,2 Prozent der in der PKV versicherten Kunden waren geschieden.

Die Studie kommt demnach zu dem Ergebnis, dass die PKV eine Krankenversicherung für den Spiegel der Gesellschaft darstellt und nicht für eine vermeintliche gesellschaftliche Elite. So bietet die PKV auch Erwerbslosen und Rentnern einen Krankenversicherungsschutz, aber auch Studenten ohne hohes Einkommen sind demnach Teil der Versicherten. Die Private Krankenversicherung sieht somit die „Sage von den Besserverdienenden innerhalb der Privaten Krankenversicherung“ in das Reich der Sagen und Mythen zurückverbannt.

Oppositionspolitiker: Großangelegte Imagekampagne der PKV

Einige Oppositionspolitiker sehen in dem Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie indes abermals einen bloßen Verteidigungsvorstoß der PKV. Auf eine aktuell groß angelegte Imagekampagne der PKV könnte nach Ansicht einiger Oppositionspolitiker auch hinweisen, dass zuletzt im „Handelsblatt“ einige Artikel in relativ kurzer Abfolge zur PKV zu finden waren und vor einigen Tagen eine fast seitengroße Anzeige der PKV im „Handelsblatt“ erschienen ist.

Ob es sich um einen bloßen Zufall handelt, oder ob es sich hier um blanken Lobbyismus handelt, ist indes nicht überprüfbar. Verteidiger der PKV sehen indes immerhin, dass die Private Krankenversicherung ihre Verteidigungsstrategie gegen die zahlreichen Anfeindungen geändert hat und nun offensiver vorgeht. Ob dies den Übergang der PKV in eine Bürgerversicherung noch stoppen kann, hängt nicht zuletzt vom Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 ab.

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 0.0/5 (0 votes cast)