Private Krankenversicherung profitiert von EU-Angelerschutzrichtlinie

Der Europaabgeordnete der Grünen, Sven Giegold, kritisiert die neue EU-Richtlinie zum Anlegerschutz scharf. Besonders Vermittler der privaten Krankenversicherung (PKV) würden demnach in besonderem Maße davon profitieren. Die EU wollte mit der neuen Richtlinie eigentlich den Anlegerschutz in der Europäischen Gemeinschaft stärken. Bei der nun vorgestellten Finanzvermittlerrichtlinie IMD liegt nach Ansicht von Giegold der Verdacht nahe, dass sich die Versicherungslobby mit ihren Ansichten durchgesetzt habe. Insbesondere die Provisionen von Versicherungsvermittlern stößt Giegold böse auf.

EU-Richtlinie IMD untersagt nur unabhängigen Vermittlern Provisionen

In der vorgestellten Richtlinie werden Provisionen nur unabhängigen Versicherungsmaklern untersagt. Alle übrigen Vermittler müssten, so Giegold, die Höhe der Provision nicht einmal angeben, sondern lediglich die Grundlage der Provisionsberechnung. Giegold befürchtet, dass Vermittler nicht die besten Produkte für den Kunden, sondern die am besten verprovisionierten Versicherungen vermitteln werden. Das Fazit Giegolds lautet denn auch, dass „die Verbraucherabzocke in der Privaten Krankenversicherung mit hohen Vermittlungsgebühren somit weitergehen könne“.

Neun Millionen Vollkrankenversicherte in der PKV

Die Private Krankenversicherung versichert in Deutschland etwa neun Millionen Personen im Rahmen einer Vollkrankenversicherung. Etwa 70 Millionen sind hingegen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert. Aufgrund der hohen Provisionszahlungen gerieten diverse Versicherungsmakler in den Fokus der Politik. Insbesondere die MEG AG, des Mehmet Göker geriet dabei mehrfach in den Fokus der Betrachtung, wenn es darum ging, hohe Provisionen zu erhalten.

Seit 2012 gelten sogenannte Provisionsdeckelungen für die PKV, dass bedeutet es gibt, Obergrenzen hinsichtlich der maximalen Provision für die Vermittlung. Verbraucherschützer erwarten indes auch weiterhin, dass sich Versicherungsvermittler mehr von der Provision denn von dem wirklichen Nutzen des Produkts für den Kunden leiten lassen.

Versicherungsunternehmen offenbarten ihre Gier

Mehmet Göker hatte die Gier so manchen Versicherungskonzerns öffentlich gemacht. So möchten beispielsweise die AXA oder die Alte Leipziger die hierzu getätigten und somit öffentlich einsichtigen Aussagen gegenüber Göker am liebsten ungeschehen machen. Verbraucherschützer kritisierten indes, dass die Offenlegung der Provisionen nicht weit genug gehen würde. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Michael Heinz, sagte denn auch, dass sein Verband es bedauere, dass die Regelungen zur Offenlegung der Provisionen in dem derzeitigen Entwurf der EU-Richtlinie IMD ihren Niederschlag gefunden habe.

Verbraucherschützern geht neue EU-Richtlinie IMD nicht weit genug

Versicherer und auch Vermittler halten die neue EU-Regelung für überflüssig, Verbraucherschützern hingegen geht diese nicht weit genug. Der zuständige EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hatte in Brüssel am gestrigen Donnerstag den Entwurf zur überarbeiteten Finanzvermittlerrichtlinie IMD vorgelegt. Barnier sagte, dass sich nach der bisher gemachten Erfahrung der Finanzsektor die Interessen der Verbraucher zu eigen machen solle.

Ob dies letztlich eintreffen wird oder ob am Ende wieder alles so weiterläuft wie bisher, bleibt abzuwarten. Der PKV und ihrem Ruf könnte eine verbesserte Finanzvermittlerrichtlinie IMD hingegen auch dahingehend helfen, den angeschlagenen Ruf wieder ansatzweise herzustellen.

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