PKV Nichtzahler-Tarif: Auch Verbraucherzentrale setzt auf Spezial-Tarif

Wie der Verband der privaten Krankenkassen aktuell mitteilt, können rund 150.000 Versicherte in der PKV ihre Beiträge nicht bezahlen. Eine Kündigung seitens der Krankenkassen ist jedoch seit 2009 nicht mehr möglich, da seither eine Versicherungspflicht auch in der privaten Krankenversicherung gilt. Den Versicherungen entstand hierdurch bisher ein Schaden von mehr als 550 Millionen Euro. Sowohl der Verband der PKV wie auch die Verbraucherzentralen plädieren daher jetzt für einen PKV Nichtzahler-Tarif, der zu günstigen Konditionen zumindest eine Notfallbehandlung gewährleisten soll.

Gesundheitsreform 2009 mit Schwächen

Die Gesundheitsreform aus dem Jahre 2009, an der die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt maßgeblich beteiligt war, sollte vieles besser machen. Vor allem sollte sie dafür sorgen, dass Menschen, die bisher ohne Krankenversicherung leben mussten, etwa weil die Private Krankenversicherung die Aufnahme aufgrund von Vorerkrankungen verweigerte, einen Versicherungsschutz erhalten. Zwar ist dieses Vorhaben mittlerweile umgesetzt, allerdings könne viele Versicherte die teils hohen Prämien von einigen hundert Euro pro Monat nicht aufbringen. Und ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist nur unter erschwerten Bedingungen möglich, ab dem 55. Lebensjahr besteht sogar keine Chance für einen Wechsel mehr.

Auch PKV Basistarif oft zu teuer

Versicherte, die über einen längeren Zeitraum keine Krankenversicherungsbeiträge mehr bezahlen können, werden nach Ablauf eines Jahres in den Basistarif überstellt. Doch auch dies ist vielfach keine Lösung, da sich die Prämie für den Basistarif am Maximalbeitrag der GKV orientiert. Für das Jahr 2012 ergibt sich hier ein Beitrag von 568,06 Euro. Zwar ist es möglich, diesen bei sozialer Bedürftigkeit um die Hälfte zu reduzieren, doch auch dies übersteigt die finanziellen Mittel vieler Versicherten enorm. Sie können nun keine Leistungen ihrer Krankenversicherung erwarten und werden von vielen Ärzten nicht mehr behandelt, da diese um die Bezahlung der Rechnung fürchten.

Nichtzahler-Tarif in der PKV soll 100 Euro im Monat kosten

Versicherte, PKV-Verband und Verbraucherzentralen fordern daher eine Änderung der aktuellen Praxis. Eine Lösung, so sind sich alle einig, könnte ein einheitlicher Nichtzahler-Tarif sein. Wie der Pressedienst des Deutschen Bundestages mitteilte, plädiert die PKV nun für einen solchen Tarif, der für rund 100 Euro monatlich zumindest die Behandlung in Notfällen gewähren soll.

Verbraucherzentrale begrüßt Nichtzahler-Tarif für privat Krankenversicherte

Wie der der Bundesverband der Verbraucherzentralen meldete, sehe er die Einführung eines Nichtzahler-Tarifs durchaus positiv. Den Beitragsrückständen sei hiermit allerdings nicht beizukommen, da die Schuldner eine Rückzahlung dennoch nicht gewährleisten können. Der Verband regt daher an, über eine Entschuldung der Versicherten nachzudenken, die im Anschluss an eine Wohlverhaltensperiode, ähnlich dem Verbraucherinsolvenzverfahren, angeschlossen sein könnte. So könnte eine akzeptable Lösung für beide Seiten erreicht und künftige Schäden vermieden werden.

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