Zahnbehandlung als Indikator für Wohlstand und Armut im dualen System

Viele Zahnärzte haben notwendige Behandlungen für gesetzlich Versicherte zum Ende des letzten Jahres verschoben. Da die Budgets vielfach überzogen wurden, haben viele Zahnärzte nur die notwendigsten Behandlungen vorgenommen. Dies ist der Zustand, wie ihn viele gesetzlich Versicherte (GKV) zum Ende des Jahres erlebt haben. Anders hingegen privat Versicherte (PKV). Versicherte in der privaten Krankenversicherung waren zu jeder Jahreszeit gern gesehene Patienten in der Zahnarztpraxis. Für gesetzlich Versicherte wie auch für privat Versicherte kostet die Behandlung beim Zahnarzt zudem mehr. Um bis zu 20 Prozent Aufschlag können die Zahnärzte verlangen. Grund für diese Kostensteigerung ist die neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ).

GOZ-Honorarerhöhung wird von Versicherten beider Systeme getragen

Den Gesetzesentwurf zur Änderung der Gebührenordnung der Zahnärzte hatte insbesondere die FDP innerhalb der Bundesregierung vorangetrieben. Die GOZ regelt die Gebühren für die zahnärztlichen Leistungen, wie sie von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt wird. Alle über die im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehenden Leistungen müssen von den Versicherten selbst getragen werden. Das Honorarvolumen der GOZ stieg um rund sechs Prozent. Diese Kosten müssen letztlich die Versicherten tragen. Will ein Versicherter mehr als eine Amalgamfüllung, so muss dieser dafür selbst zahlen.

Verbraucherschützer Ingo Döring: Spaltung der Gesellschaft ersichtlich

Der Verbraucherschützer Ingo Döring aus Herne sieht indes erste Anzeichen für eine Spaltung der Gesellschaft. Dies macht er auch an den Zahnarztleistungen fest. Auf der einen Seite würde es Menschen geben, welche sich die Zusatzleistungen leisten könnten, auf der anderen Seite würden hingegen die Verlierer der Gesellschaft stehen. Diese müssten sich mit den kosmetisch wenig vorteilhaften Amalgam-Füllungen arrangieren, während die wohlhabende Bevölkerung zahnfarbene Keramikfüllungen in Anspruch nehmen könne, so Döring sinngemäß. Die Privaten Krankenkassen rechnen indes sogar mit Honorarsteigerungen um bis zu 20 Prozent. Das Honorarsystem in der privaten Krankenversicherung wird durch ein Punktesystem abgerechnet. Diese Punkte wiederum werden mit einem bestimmten GOZ-Faktor multipliziert. Deshalb kommt auch auf die PKV-Kunden eine zunehmende Kostenlawine im Bereich Zahnbehandlung zu.

GKV und PKV: Verlierer in beiden Systemen

Insbesondere Kleinunternehmer und ältere Versicherte dürften daher auch in der PKV zukünftig zu den Verlierern der Reform der GOZ gehören. Wer sich Zahnzusatzversicherungen leisten kann, dürfte sich hingegen die teureren Behandlungsverfahren auch in Zukunft weiter leisten können. In Zukunft dürfte die Zahnbehandlung also ausschlaggebend als Indikator für den Wohlstand der Gesellschaft stehen. Wer Zahnlücken und Amalgamfüllungen aufweist, dem lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes vom Munde die finanzielle Situation ablesen. Von diesem Zustand sind sowohl PKV als auch GKV-Versicherte gleichermaßen betroffen, wobei die Quote bei den GKV-Versicherten ungleich höher liegen dürfte.

VN:F [1.9.22_1171]
Rating: 0.0/5 (0 votes cast)