Private Krankenversicherung: Vorstandsgehälter für Beitragserhöhung verantwortlich?

Im letzten Jahr machte die Private Krankenversicherung durch zum Teil hohe Beitragsanpassungen von sich reden. Während die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stabil bleiben und sogar Zusatzbeiträge zurückgefahren werden, müssen PKV-Versicherte zum Teil kräftig dazuzahlen. Auffällig, die Vorstandsgehälter bei PKV und GKV unterscheiden sich zum Teil drastisch. Sind diese mitverantwortlich an den Beitragssteigerungen in der PKV?

Gravierende Gehaltsunterschiede zwischen PKV- und GKV-Vorständen

Durchschnittlich 3 Millionen Euro bezog ein Kassenvorstand der PKV im letzten Jahr. Demgegenüber standen nur 500.000 Euro für den Vorstand der gesetzlichen Krankenversicherung. Bei der Allianz Krankenversicherung zahlte beispielsweise jeder PKV-Versicherte allein 4,47 Euro monatlich nur für die Gehälter des Vorstandes, bei der Central Krankenversicherung, die ihre Beiträge im letzten Jahr zum Teil drastisch erhöhte, waren es 3,34 Euro. Bei der Debeka waren es lediglich 28 Cent pro Versicherten.

Demgegenüber standen 6,8 Cent bei der DAK und 7 Cent bei der BarmerGEK. Die BarmerGEK zahlte im Jahr 2010 ihren drei Vorstandsmitgliedern insgesamt 630000 Euro, der Vorstand der Techniker Krankenkasse erhielt 534262 Euro. Bei der DAK flossen 469687 Euro in die Vorstandsbezüge, bei der AOK-Bayern waren es 484000 Euro und bei der AOK-Baden-Württemberg immerhin 396250 Euro. Demgegenüber stehen bei der Debeka 594176 Euro. Bei der DKV lagen die Vorstandgehälter bei 2,1 Millionen Euro, bei der Axa-Krankenversicherung beliefen sich die Vorstandsbezüge auf 1,4 Millionen Euro, bei der Allianz Krankenversicherung auf 3,1 Millionen Euro, bei der Central auf 1,7 Millionen Euro.

PKV: Geringe Zahl von Versicherten – Hohe Gehälter

Interessant bei der Betrachtung ist hierbei, dass die Führungsgremien bei der PKV größer als bei der GKV sind. Zudem betragen die Versichertenzahlen bei der BarmerGEK 8,6 Millionen Versicherte, bei der Techniker Krankenkasse 7,6 Millionen und bei der DAK 6,9 Millionen Versicherte. Demgegenüber stehen 2,1 Millionen Versicherte bei der Debeka. Bei der DKV betrug die Zahl der Versicherten im Jahr 2010 rund 910000 und bei der Axa sogar nur rund 738000 Versicherte. Der Gehaltsspitzenreiter, die Allianz hatte im Betrachtungszeitraum sogar nur rund 694000 Versicherte vorzuweisen. Laut einem Gutachten der Kienbaum-Gruppe bezogen die GKV-Vorstände 2010 durchschnittlich 128000 bis 130000 Euro. Hinzu komme, dass die PKV-Vorstände vielfach noch Zusatzbezüge beziehen, dadurch würde ihr Gehalt auf durchschnittlich rund 3 Millionen Euro anwachsen, zeigen Untersuchungen.

PKV: Deckelung der Vorstandsbezüge könnte Beiträge stabil halten

Bei einer Deckelung der Vorstandsbezüge der PKV-Vorstände auf GKV-Vorstandsniveau könnten im Gegenzug die Beiträge relativ konstant gehalten werden. Auch wenn die Struktur beider Systeme unterschiedlich ist, bieten die Vorstandsgehälter der PKV einen möglichen Hebel zur Stabilität der PKV-Beiträge. Sollten die PKV-Vorstände jedoch nicht von selbst ihre Bezüge als mögliches Regelungsinstrument für die Beiträge verstehen, könnte mit der Einführung der Bürgerversicherung bald schon der Ast abgesägt sein, auf dem die PKV-Vorstände derzeit sitzen. Bei einer Abwicklung der PKV dürften auch die PKV-Vorstände Gehaltskürzungen in nicht unerheblichem Maße erleiden oder sogar eine Entlassung aus ihrer Funktion befürchten müssen. Deshalb könnte eine entsprechende Umstrukturierung innerhalb der PKV-Vorstandsgehälter für eine Zukunftsfähigkeit der privaten Krankenversicherungen sorgen.

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