Gesetzliche Krankenversicherung: Rekordniveau bei Reserven

Wäre die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ein gewinnorientiertes Unternehmen, so hätte sie nun Grund zur Freude, denn die von ihr erwirtschafteten Kapitalreserven steigen und steigen. Allerdings ist die GKV ihren Versicherten und dem Staat gegenüber verpflichtet, so dass zu hohe Überschüsse für sie eher zum Problem werden. Erste Krankenkassen wie beispielsweise die TKK wollen ihre Überschüsse in Form von Prämien an ihre Versicherten ausschütten, doch dies geht vielen Experten noch nicht weit genug. In die Diskussionen über eine sinnvolle Verwendung der Gelder hat sich nun auch Gesundheitsminister Bahr eingeschaltet.

GKV Reserven in Milliardenhöhe

Die gesetzlichen Krankenversicherungen werden mit ihren Reserven wohl noch in diesem Jahr die Rekordsumme von 20 Milliarden Euro erreichen, schätzen Experten. Allein der Gesundheitsfonds, die gemeinsame Reserveverwaltung für alle Krankenkassen, erwartet bis zum Dezember des Jahres 2013 Gesamtrücklagen in Höhe von 14 Milliarden Euro. Dies berichtet das Bundesversicherungsamt. Zudem haben die einzelnen Krankenkassen in der ersten Hälfte diesen Jahres bereits Kapitalüberschüsse von rund 12,8 Milliarden erwirtschaftet. Diese Überschüsse werden wohl auch nicht innerhalb der nächsten Zeit sinken, sondern vielmehr steigen.

GKV soll Versicherte an Reserven beteiligen

Natürlich muss die gesetzliche Krankenversicherung Reserven anlegen, denn sie muss auch in finanziell gesehen schwächeren Jahren nach dem Solidarprinzip jedem ihrer Versicherten die anfallenden Kosten für Behandlungen und Medikamente erstatten können. Doch die inzwischen erreichten Höhen der Geldreserven rechtfertigen moralisch gesehen kein weiteres Horten von Geldern, die aus Überschüssen der Beiträge von Versicherten stammen. Völlig zu Recht fordern Gesundheitsexperten und die Politik daher die gesetzlichen Krankenversicherungen auf, ihre Beitragszahler an den erwirtschafteten Überschüssen zu beteiligen.

Einzelne GKV zahlen Prämien

Die einzelnen Krankenkassen stehen also vor einer Problematik, die für den einzelnen Verbraucher unvorstellbar wäre, nämlich vor der Frage „Wohin mit all dem Geld?“. Einzelne Kassen wollen es nun den Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) gleichtun und Prämien an ihre Beitragszahler ausschütten. Die TKK kündigte bereits entsprechende Vorhaben an. Allerdings können sich die Prämien der GKV im Vergleich zur PKV nicht gerade sehen lassen. Denn wenn die PKV ihren Versicherten Prämien ausschüttet, so handelt es sich dabei meist um Summen jenseits der 1000 Euro Grenze. Dagegen wirken die angekündigten 60 bis 100 Euro pro Versichertem der GKV ziemlich niedrig.

GKV Praxisgebühr gerät ins Wanken

Die angehäuften Kapitalreserven der gesetzlichen Krankenversicherung haben erneut die Diskussion um die seit ihrer Einführung umstrittene Praxisgebühr befeuert. Die KKH Allianz plant nun, ihren Versicherten die gezahlten Praxisgebühren zurück zu zahlen, um so einen Teil der Beitragsüberschüsse abzubauen. Bundesgesundheitsminister Bahr unternahm nun ebenfalls einen erneuten Vorstoß in punkto Praxisgebühr. Er fordert schon seit langem, die umstrittene Abgabe ganz abzuschaffen. Die Abschaffung der Praxisgebühr sei eine Maßnahme, die wirklich alle Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung erreiche und jedem zu Gute komme, erklärte Bahr.

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