Private Krankenversicherung 2011: Nichtzahler verursachen Milliarden-Verlust

Gedacht war die Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2009 zur Sicherung des Krankenversicherungsschutzes. Kein Mensch sollte in Deutschland ohne Versicherung dastehen. Was von der Politik gut gemeint war, wird zunehmend von immer mehr Versicherten schamlos ausgenutzt. Den privaten Krankenversicherungen entstanden 2011 durch notorische Nichtzahler bisweilen so Verluste in Höhe von über eine halbe Milliarde Euro.

Einnahmeverluste der PKV fast verdoppelt

Seit Mitte 2010 haben sich die Einnahmeverluste der privaten Krankenversicherungswirtschaft nahezu verdoppelt. Die rund 40 privaten Krankenversicherer zählten insgesamt bis Ende Juni 2011 rund 142800 Versicherte, die ihre PKV Beiträge seit mindestens drei Monaten nicht zahlen. Ein Sprecher des Verbandes der PKV sprach auf Anfrage des Handelsblattes von bisher entstandenen Verlusten von rund 500 Millionen Euro. Die Debeka Krankenversicherung als einer der führenden PKV-Unternehmen beziffert den bisher entstandenen Schaden auf 554 Millionen Euro. Noch am 30. Juni des letzten Jahres lag der bis dato entstandene Schaden durch Nichtzahler erst bei 289 Millionen Euro. Damals waren es „lediglich“ 120800 Nichtzahler. Neun Millionen Menschen sind in Deutschland voll privat krankenversichert. Demgegenüber sind rund 70 Millionen Bürger in der GKV, also der gesetzlichen Krankenversicherung, versichert.

PKV hat seit 2009 Probleme mit Nichtzahlern

Seit der Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2009 gibt es das Problem mit den Nichtzahlern. Durch die Einführung der Versicherungspflicht kann die PKV die nicht zahlenden Mitglieder nicht einfach rauswerfen, sondern muss im Notfall sogar Kosten für Behandlungen übernehmen. Insbesondere Versicherer, die im Billigtarifsegment stark geworben haben, leiden unter den Nichtzahlern. So ist hiervon insbesondere die Central Krankenversicherung, aber auch die DKV betroffen. Auch die ARAG hat ähnliche Probleme zu beklagen. Leidtragende sind die zahlenden Bestandskunden. Diese müssen nun durch Beitragsanpassungen von bis zu 40 Prozent die Verluste der Nichtzahler ebenso ausgleichen, wie die falsche Marketingstrategie ihres jeweiligen PKV-Anbieters.

Billigtarife als Kostenfalle der PKV

Durch die Billigtarife wurden insbesondere Kleinstunternehmer mit zum Teil geringen Einkünften angeworben. Diese müssen, im Gegensatz zum Angestellten, keine Mindestverdienstgrenze für eine private Krankenvollversicherung beachten. So ist der kleine Gemüsehändler ebenso unter den Nichtzahlern zu finden wie der Taxiunternehmer mit seinem Einzelfahrzeug. Letztlich haben die PKV-Unternehmen auf die schnelle Kundenexpansion gesetzt. Diese Strategie ist jedoch nicht aufgegangen. Aus diesem Grunde haben sich sowohl die DKV, als auch die Central-PKV aus dem Billigtarifsegment zurückgezogen.

Es bleibt zu befürchten, dass sich die Zahlungsausfälle weiter verstärken werden. Die entsprechenden Einnahmeausfälle dürften daher auch in Zukunft von den zahlenden Kunden aufgefangen werden. Solidarität ist derweil von den Nichtzahlern nicht zu erwarten. Zum einen, weil einige wirklich nicht zahlen können, zum anderen, weil es einige Nichtzahler gibt, die die Gesetzesnovelle für ihre eigenen Zwecke schamlos missbrauchen. Hier sollte die Regierung im Interesse der gesamten PKV-Struktur nachbessern, um den PKV-Unternehmen auch Sanktionierungsmittel an die Hand geben zu können.

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