Pflege-Riester weiter in der Kritik

Nachdem die Regierung beschlossen hat, das private Pflegerisiko durch die sogenannte „Pflege-Riester-Versicherung“ abzusichern, gilt das Vorhaben weiterhin als umstritten. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will zukünftig das private Pflegerisiko durch eine private Pflegezusatzversicherung abgesichert wissen. Hierzu steuert der Bund einen Zuschuss von monatlich 5 Euro auf den laufenden Beitrag zu. Die neue Pflegeversicherung wird indes von nahezu allen Seiten auch weiterhin attakiert.

PKV-Verband sieht Verteuerung der neuen Versicherungsmodelle

Obwohl sich die Versicherungswirtschaft eigentlich über das Geschenk des Ministers freuen sollte, kommt auch von dieser Kritik an dem Vorhaben. Die privaten Krankenversicherer sehen es als problematisch an, dass auf eine Gesundheitsprüfung verzichtet werden soll. Dadurch bestünde die Gefahr der Verteuerung der Versicherungspolicen, so der PKV-Verband in einer ersten Stellungnahme. Auch Verbraucherschützer kritisieren das Vorhaben.

Kritik vom Bund der Versicherten am Pflege-Riester

Axel Kleinlein, der Chef des Bundes der Versicherten, spricht von Steuergeldverschwendung sowie von einem „versicherungsmathematischen Super Gau“. Kleinlein befürchtet, dass gesunde Personen weiterhin die ungeförderten Versicherungen abschließen würden, weil diese günstiger seien. Dem gegenüber würden Kranke und Personen mit einem hohem Pflegerisiko auf die neue „Pflege-Riester-Variante“ ausweichen, so Kleinlein. Derzeit haben rund 1,9 Millionen Menschen eine private Pflegezusatzversicherung abgeschlossen. Davon haben sich etwa 1,7 Millionen Personen für eine Pflegetagegeldversicherung entschieden. Genau diese Variante will der Staat zukünftig mit monatlich 5 Euro fördern.

Pflege-Experten: Altverträge von Förderung zumeist ausgenommen

Versicherungsexperten kritisieren indes, dass die meisten Altverträge von den staatlichen Zuschüssen ausgenommen sein werden. Dies hänge damit zusammen, so ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, weil die Altverträge zum großen Teil die Förderkriterien nicht erfüllen würden. Der PKV-Verband rät indes Inhabern von Altverträgen, diese nicht zu kündigen, um an die staatlichen Zuschüsse zu gelangen. In den meisten Fällen würde der Wechsel für die Betroffenen ungünstiger ausfallen, so der PKV-Verband. Dies gelte vor allem für junge und gesunde Versicherte.

AOK-Bundesverband: „Private Pflegeversicherung – Das falsche Signal“

Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann sagte derweil dem „Tagesspiegel“, dass es nicht gelingen werde, sozialpolitische Ansprüche mit privatwirtschaftlicher Versicherungsmathematik zu verbinden. Auch Graalmann befürchtet eine unverhältnismäßig teure „Pflege-Riester-Versicherung“. Der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV), Gerd Billen sieht indes in der neuen privaten Pflegeversicherung das falsche Signal. Billen befürchtet für die Pflegeversicherung eine ähnliche Entwicklung wie für die Riester-Rente.

Pflege-Riester: Hohe Kosten bei geringer Rendite?

Zudem befürchtet er hohe Abschlusskosten und niedrige Renditen. Derzeit erhalten rund 2,4 Millionen Menschen Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Bis zum Jahr 2020 soll nach Ansicht von Experten die Zahl der Pflegebedürftigen auf rund 3,4 Millionen ansteigen. Die derzeit bereitgestellten 100 Millionen Euro reichen für etwa 1,7 Millionen Neuverträge in der privaten Pflegeversicherung. Ob die neue private Pflege-Versicherung von den Bürgern angenommen wird, muss indes die Zukunft zeigen. Es wird allerdings befürchtet, dass das private Pflegeversicherungsmodell schnell ins Leere läuft.

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