Montgomery warnt vor Übermacht der Pharmakonzerne

Der Präsident der Bundesärztekammer Frank Ulrich Montgomery hat im Rahmen eines Interviews drastische Wörter gefunden und warnt vor allzu übermächtigen Pharmakonzernen. Die Übernahme der Rhön-Kliniken seitens des Fresenius-Konzerns sollte sorgfältig überprüft werden.

Ferner sagte Montgomery zum Deutschen Ärzteblatt: „Es besteht die Gefahr, dass Fresenius sich zum Anbieter einer Rundumversorgung entwickelt – analog den Health Maintenance Organizations der USA.“

Medizinische Versorgung: Alles aus einer Hand

Der Zusammenschluss der Rhön-Klinik mit dem Fresenius-Konzern berge die Gefahr, dass das Unternehmen alles aus einer Hand anbieten könnte und damit zum Vollversorger aufsteige könnte. Das Unternehmen könnte demnach eigenmächtig entscheiden, welche versorgung dem Patienten zuteil kommt.

Sollte Fresenius die Pläne durchsetzen können, entsteht mit 104 Akutkrankenhäusern, 24 Reha-Kliniken und 70 Medizinischen Versorgungszentren der größte Klinik-Konzern in Deutschland, nach Meinung von Montgomery eine hochgefährliche Entwicklung.

Dabei betont er, dass er eine Ideologiefreie Diskussion wünsche. Ihm sei ein gut geführtes privates Krankenhaus lieber als ein schlecht geführtes Kommunales und andersherum.

Gesundheitssektor ohne Konkurrenz?

Die Annahme von Montgomery von mächtigen Pharmakonzernen setzt voraus, dass es keine gewichtigen Gegenspieler geben würde. Ob die Politik, wie jetzt in der Neufassung des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes, wirklich über keine Verfügungsgewalt über die Konzerne verfügt, oder je nach Betrachtungsweise zum Spielball dieser verkommt, ist Ansichtssache.

Doch andere mächtige Gegenspieler könnten die Gesetzlichen Krankenkassen sowie die Private Krankenversicherung (PKV) sein. Diese könnten mit der Verfügugsmacht über die finanziellen Aspekte solche Unternehmen in Schranken weisen, falls notwendig.

Die Privatisierung von Universitätskliniken, wie beispielsweise an der Uniklinik Margurg-Gießen, hält Montgomery für einen falschen Weg, diese hätten mit der Forschung eine hoheitliche Aufgabe.

Montgomery für Wettbewerb zwischen PKV und GKV

Im weiteren Verlauf betont Montgomery erneut, dass er den Wettbewerb zwischen der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Privaten Krankenversicherung für nötig hält. Nur so könne das Beste für die Patienten ermöglicht werden. Vielfach würden private Krankenkassen mit ihren erhöhten Vergütungssätze für Ärzte das Überleben von Arztpraxen erst ermöglichen, gleichzeitig würden diese mit einer Art Anschubsfinanzierung bestimmte Heilmethoden erst überhaupt einführen.

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