Ärztekammer Hessen: PKV-Abschaffung ist eine Bedrohung

Insbesondere Politiker der Oppositionsparteien, namentlich der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen, verlangen schon länger die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die ersatzweise Einführung einer Bürgerversicherung. Die Ärztekammer Hessen sieht in diesem Vorhaben jedoch eine Bedrohung des kompletten Gesundheitssystems, da ihrer Meinung nach ein Fortbestand der GKV nicht ohne PKV möglich wäre.

Hessische Ärztekammmer: Gesundheitssystem ohne PKV nicht überlebensfähig

Zu dem Kreis der Versicherten sollen dann auch die Beamten und Selbstständigen gehören, die derzeit hauptsächlich in der privaten Krankenversicherung Mitglied sind. Die Einbeziehung der Beamten und Selbstständigen soll insbesondere durch eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze erfolgen. Zudem sollen zukünftig auch die Arten der Einkünfte berücksichtigt werden. Die Einführung einer Bürgerversicherung würde im Umkehrschluss jedoch die Abschaffung der bisher bekannten Form der privaten Krankenversicherung bedeuten. In diesem Fall würden die privaten Versicherer der PKV lediglich zum Anbieter von Zusatztarifen abdegradiert werden. Den Vollversichererstatus hätten die PKV-Unternehmen jedoch verloren. Die Ärztekammer Hessen zweifelt indes daran, dass eine einheitliche Bürgerversicherung bestehende Diskrepanzen des Gesundheitssystems lösen kann. Ohne den finanziellen Beitrag der PKV könne das Gesundheitssystem nicht überlebensfähig sein, so die hessische Ärztekammer. Danach seien viele Arztpraxen auf Privatpatienten angewiesen, um Personal und Kosten für Gerätschaften finanzieren zu können. Demnach sei, so die Ärztekammer Hessen weiter, nur mit der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) eine gerechte Bezahlung der Ärzte möglich. Diese garantiere eine sichere und stabile Einnahmesituation für die betroffenen Ärzte.
Nach Meinung der hessischen Ärztekammer würde sich die Einnahmesituation der Ärzte dramatisch verschlechtern, wenn die Einnahmen durch Privatpatienten fehlen würden. Zudem müssten in diesem Fall viele Arztpraxen schließen. Zudem würde das Ende der PKV auch der GKV schaden, so die hessische Ärztekammer weiter.

SPD: Zweiklassenmedizin überwinden

Die SPD will zusammen mit den Grünen schon länger die Zweiklassenmedizin überwinden. Eine private Krankenversicherung sorgt indes für weitere Separierung der Kassenpatienten, so die allgemeine Meinung der Opposition. Union und FDP wollen stattdessen den Zugang zur privaten Krankenversicherung für Arbeitnehmer lockern. Zudem soll die zukünftige Kostensteigerung der GKV allein auf dem Rücken der Versicherten ausgetragen werden, so der Wille der FDP. Insofern dürfte sich der Verbleib der PKV als weiteres Separierungsinstrument darstellen. Einerseits eine privilegierte Oberschicht mit Zugang zu Spitzenmedizin und anderseits eine breite Masse mit medizinischem Standard im Discount-Sortiment. Die Einführung einer Bürgerversicherung könnte die Kluft zwischen Arm und Reich schließen, zumal es keine bevorzugte Behandlung von Privatpatienten und Kassenpatienten gäbe. Allein der Besitz einer privaten Zusatzpolice könnte somit Arm und Reich auseinanderhalten. Soziale Unterschiede wären mit einer Bürgerversicherung nicht aufgehoben, wohl aber im Grundsatz verringert.

Ärzte und Zahnärzte machten Stimmung für FDP

Ob die Bürgerversicherung jedoch kommt, hängt nicht zuletzt vom Ausgang der nächsten Bundestagswahlen ab. Die Ärztevertreter aus Hessen  dürften mit ihrer Haltung womöglich zur Wiederauferstehung einer bereits totgeglaubten Partei beitragen, gemeint ist die FDP. Bereits im letzten Bundestagswahlkampf machten sowohl Zahnärzte als auch Ärzte Stimmung für die Partei. Ob dies erneut gelingen wird, darf bezweifelt werden. Insofern stehen die Zeichen auf Einführung der Bürgerversicherung und die Umorientierung der PKV-Unternehmen zu privaten Zusatzdienstleistern.

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